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22. Juli 2025 | 13:33 Uhr
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Verbände fordern Kurswechsel in der Luftfahrtpolitik

Der Flughafenverband ADV und mehrere Industrieverbände kritisieren die politische Luftfahrtstrategie in Deutschland. Der hiesige Luftverkehr verliere im europäischen Vergleich an Anschluss – mit Folgen für Standort, Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze. Die Akteure bündeln ihre Kräfte zur politischen Lobbyarbeit.

Flugzeug Flughafen

Die Luftfahrt bedürfe aktiver Förderung durch die Politik, erklärt ein Bündnis von Luftfahrt- und Industrieverbänden

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Bekanntlich ist das Flugaufkommen in Deutschland noch nicht auf dem Niveau, das vor der Corona-Pandemie erreicht wurde. Besonders der innerdeutsche Flugverkehr geht zurück. Aber auch in der Gesamtentwicklung liegt das Aufkommen hinter den meisten anderen europäischen Ländern zurück. Eine wichtige Frage ist in diesem Zusammenhang, ob das eigentlich eine positive oder eine negative Entwicklung ist. Schließlich spricht etwa klimapolitisch vieles dafür, nicht notwendige Flüge zu vermeiden und etwa durch Reisen mit der Bahn zu ersetzen. Nun meldet sich zum wiederholten Male die Luftfahrtindustrie zu Wort – und holt eine Reihe von Verbündeten aus der Industrie an Bord.    

"Deutschlands Luftverkehr verliert den Anschluss an Europa" – mit dieser Diagnose wenden sich der Flughafenverband ADV und mehrere Wirtschaftsorganisationen an die Bundesregierung. In einem gemeinsamen Appell fordern sie Entlastungen für Flughäfen und Airlines sowie gezielte Investitionen in Infrastruktur und Forschung. Statt weiterer Steuern und Regulierung brauche der Standort Deutschland eine Luftverkehrspolitik, die Wachstum ermögliche.

ADV-Präsidentin Aletta von Massenbach, zugleich Chefin des Hauptstadtflughafens BER, warnt vor den Folgen: "Deutschland wird vom Wachstum des Luftverkehrs in Europa abgekoppelt." Die daraus resultierende Verschlechterung der Erreichbarkeit zentraler Regionen gefährde die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts.

Fliegen als Standortfaktor

Luftverkehr sei mehr als nur Mobilität, unterstützt Gregor Berghausen von der IHK Düsseldorf, das Plädoyer. Eine funktionierende Luftverkehrsinfrastruktur sei ein "Standortfaktor ersten Ranges". In einem globalen Wettbewerb um Investitionen und Fachkräfte komme es auf schnelle Erreichbarkeit an – auch außerhalb der Metropolen.

Für Hamburg hebt Handelskammer-Geschäftsführer Malte Heyne die Bedeutung der Anbindung für Außenhandel, Industrie und Logistik hervor. Ähnliche Töne kommen aus Osnabrück: "Gerade exportorientierte Branchen sind auf schnelle und zuverlässige Verbindungen angewiesen", sagt IHK-Präsident Uwe Goebel mit Blick auf den Flughafen Münster/Osnabrück.

Luftfahrt sichert Millionen Arbeitsplätze

Die Branche selbst verweist auf ihre ökonomische Relevanz. 1,5 Millionen Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt mit der Luftfahrt zusammen. Sie trägt laut ADV jährlich rund 142 Milliarden Euro zur deutschen Wirtschaftsleistung bei – etwa 3,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Der Deutsche Reiseverband betont den Zusammenhang zwischen Luftverkehr und Tourismus. DRV-Präsident Norbert Fiebig warnt: "Wenn politische Entscheidungen das Fliegen immer teurer und unattraktiver machen, beeinträchtigen wir den Geschäftserfolg einer ganzen Branche." Er fordert attraktive und bezahlbare Flugverbindungen – für Urlaubs- wie Geschäftsreisende.

Innovationen für klimaverträgliches Fliegen

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sieht in der Luftfahrt nicht nur einen Verkehrsträger, sondern einen Innovationsmotor. DLR-Bereichsvorstand Markus Fischer verweist auf ehrgeizige Klimaziele. Bis 2050 soll der Energiebedarf neuer Flugzeuge halbiert werden. Dafür bedürfe es verstärkter Investitionen in Technologie, nachhaltige Kraftstoffe und entsprechende Infrastruktur.

Die DLR-Luftfahrtstrategie benennt den Entwicklungsbedarf klar – und sieht auch das Potenzial. "Wir dürfen in unseren Anstrengungen nicht nachlassen", sagt Fischer. Es gelte, die Technologieführerschaft Deutschlands zu sichern.

Politik soll Weichen neu stellen

ADV-Präsidentin von Massenbach fordert klare Signale aus Berlin: „Die Politik steht in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen für einen zukunftsfähigen Luftverkehrsstandort Deutschland aktiv zu gestalten.“ Neben einer Begrenzung finanzieller Belastungen nennt sie den Ausbau der Flughäfen, eine verbesserte Konnektivität und Investitionen in Zukunftstechnologien als zentrale Punkte.

Deutschland brauche eine wachstumsorientierte Luftverkehrspolitik – nicht nur im Interesse der Branche, sondern auch als Fundament für wirtschaftlichen Erfolg, internationale Vernetzung und technologische Entwicklung. Zuletzt hatte die Bundesregierung den Willen erkennen lassen, eine 2024 vorgenommene Erhöhung der Luftverkehrssteuer im kommenden Jahr wieder zurückzunehmen. Das dürfte der Luftfahrt-Lobby nicht genügen. Sie beharrt auf einer Kombination aus dem Abbau von Hemmnissen und aktiver Förderung.

Christian Schmicke

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