Luftverkehr in Deutschland erholt sich schleppend
Von Juli bis Dezember 2025 wächst das Sitzplatzangebot im europäischen Luftverkehr um fünf Prozent und liegt insgesamt sieben Prozent über dem Niveau von 2019. Deutschland hinkt hinterher: Die Kapazitäten erreichen 93 Prozent des Vorkrisenwerts. Wachstum kommt vor allem aus touristischen Strecken – innerdeutsch stagniert das Angebot.

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Das Sitzplatzangebot in Deutschland wächst im zweiten Halbjahr um sechs Prozent gegenüber 2024
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Der Luftverkehr in Europa wächst weiter. Für das zweite Halbjahr 2025 erwartet der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) ein Plus von fünf Prozent bei den angebotenen Sitzplätzen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit liegt das Angebot sieben Prozent über dem Niveau von 2019.
Getragen wird der Anstieg vor allem von europäischen Punkt-zu-Punkt-Airlines wie Ryanair oder Easyjet. Sie steigern ihr Angebot gegenüber dem Vor-Corona-Zeitraum um 25 Prozent und halten inzwischen einen Marktanteil von 40 Prozent. Auch touristische Fluggesellschaften wie Condor oder Sun Express sowie außereuropäische Netzwerk-Airlines verzeichnen laut BDL überdurchschnittliche Zuwächse.
Stagnation im deutschen Markt
Deutschland kann mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten. Zwar wächst das Angebot ebenfalls um sechs Prozent, erreicht jedoch nur 93 Prozent des Vorkrisenniveaus. Besonders auffällig ist der Rückstand im Bereich der Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Ihr Marktanteil liegt mit 27 Prozent deutlich unter dem europäischen Durchschnitt, die Erholung beträgt lediglich 86 Prozent. Auf Wachstumskurs ist im deutschen Markt der touristische Verkehr: Airlines in diesem Segment übertreffen das Sitzplatzangebot von 2019 deutlich um 35 Prozent.
Besonders schwach zeigt sich weiterhin der innerdeutsche Markt. Das Sitzplatzangebot stagniert bei 52 Prozent des Werts von 2019. Deutlich gravierender ist der dezentrale Verkehr abseits der Hubs Frankfurt und München. Hier liegt das Angebot nur noch bei 20 Prozent des Vorkrisenniveaus – ein Rückgang um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Wachstum vor allem auf touristischen Routen
Dagegen halten sich die beiden Drehkreuze stabil. Frankfurt und München erreichen jeweils 91 Prozent des 2019er-Niveaus und wachsen im Vergleich zum Vorjahr um fünf beziehungsweise sieben Prozent.
Auf der Kurz- und Mittelstrecke liegt das Angebot aus Deutschland mit 99 Prozent fast auf Vorkrisenniveau. Das Wachstum konzentriert sich auf touristisch oder ethnisch geprägte Routen, etwa nach Südeuropa, Nordafrika oder Südosteuropa. Hier verzeichnen einige Regionen zweistellige Zuwächse.
Geschäftsrelevante Verbindungen, etwa nach Westeuropa oder Nordeuropa, bleiben dagegen unter dem Durchschnitt. Die Kapazitäten auf Strecken nach Frankreich, Großbritannien oder Skandinavien erreichen weiterhin nur rund 84 Prozent des Vorkrisenniveaus.
Langstrecken mit gedämpfter Dynamik
Auf der Langstrecke verlangsamt sich das Wachstum. Das Angebot liegt insgesamt bei 97 Prozent des Werts von 2019. Während Nordamerika leicht rückläufig ist, legen Verbindungen in den Nahen Osten und nach Zentralasien um sechs Prozent zu.
Überdurchschnittlich entwickelt sich das Angebot an kleineren Flughäfen wie Memmingen, Hahn oder Karlsruhe/Baden-Baden. Dort liegt das Sitzplatzangebot teils deutlich über dem Vor-Corona-Niveau. Gründe sind laut BDL geringere Standortkosten und die stärkere Präsenz von Punkt-zu-Punkt-Airlines.
Christian Schmicke