Wirbel um mögliche Einschnitte im Fernverkehr der Bahn
Wie der Spiegel unter Berufung auf eine als "streng vertraulich" gekennzeichnete Konzernunterlage berichtet, plant die Deutsche Bahn offenbar drastische Einschnitte im Fernverkehr. Demnach soll der Staatskonzern unter anderem 21.000 Sitzplätze streichen. Die Bahn dementiert.

Deutsche Bahn
Die ICE-Kapazitäten sollen nahezu stabil bleiben, doch bei den Intercity-Zügen sollen rund 23.000 Sitzplätze entfallen
Auf 98 Seiten dokumentiert das Papier laut Spiegel (Abo), wie tiefgreifend das Unternehmen bis 2036 sparen will – mit erheblichen Folgen für Fahrgäste und das bundesweite Angebot. So soll die Zahl der Sitzplätze im Fernverkehr um rund acht Prozent sinken – von derzeit 265.000 auf nur noch 244.000. Besonders stark betroffen wären dabei die klassischen Intercity-Züge: Von den aktuell 55.000 Sitzplätzen sollen rund 23.000 entfallen – ein Rückgang von 42 Prozent. Zwar bleiben die ICE-Kapazitäten nahezu stabil, doch sollen ICEs künftig auch auf Strecken verkehren, die bisher von IC-Zügen bedient wurden. Unterm Strich würden so rund 21.000 Sitzplätze verloren gehen.
Parallel dazu plant die Bahn nach dem Spiegel-Bericht einen radikalen Rückbau ihrer Fahrzeugflotte: Sämtliche ICE-3-Züge, die bis zu 330 km/h fahren können, sollen ausgemustert oder verkauft werden. Auch die neigetechnisch ausgestatteten ICE-T-Züge stehen zur Disposition. Die Auslieferung von 32 neuen ICE-3-Neo-Zügen könnte verzögert, eine bereits geplante Bestellung von 19 ICE-L-Zügen des spanischen Herstellers Talgo sogar ganz gestrichen werden.
Auch die vor wenigen Jahren angeschafften Doppelstockzüge vom Typ IC 2 stehen zur Disposition: 27 Züge sollen verkauft werden. Züge des Typs KISS, die erst 2019 beschafft wurden, hat die Bahn bereits an die Österreichischen Bundesbahnen abgegeben. Hintergrund der rigiden Sparpläne ist offenbar die Sorge, dass die EU-Kommission gegen Quersubventionierungen zwischen gewinn- und verlustbringenden Geschäftsfeldern innerhalb ehemaliger Staatsbahnen vorgehen könnte.
DB dementiert Sitzplatzstreichung im Fernverkehr
Und wie reagiert die Deutsche Bahn? Sie dementiert den Bericht. Der Konzern teilt in einer offiziellen Mitteilung mit: "Richtig ist: Die Anzahl der für unsere Fahrgäste verfügbaren Sitzplätze steigt bis zum Jahr 2036 an." Auch die Behauptung, die Bahn wolle sich aus einem flächendeckenden Angebot zurückziehen, weist das Unternehmen entschieden zurück. Man bekenne sich weiterhin "ganz klar zu einem Verkehrsangebot in der Fläche", heißt es weiter.
Nach Angaben der DB verfolgt die Flottenstrategie im Fernverkehr das Ziel, die Fahrzeugflotte zu modernisieren und den Betrieb zuverlässiger zu machen. Geplant sei eine Kombination aus der Anschaffung neuer Züge, der Modernisierung bestehender Fahrzeuge sowie der Ausmusterung älterer, störanfälliger Modelle. Vor allem im ICE-Bereich werde dadurch die Zahl der täglich verfügbaren Sitzplätze spürbar steigen.
Pascal Brückmann