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15. Juli 2025 | 15:27 Uhr
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Viele ungeklärte Fragen um Air-India-Absturz

Einen Monat nach dem Absturz von Air-India-Flug AI171 mit 260 Toten liefert ein vorläufiger Untersuchungsbericht einige Antworten, wirft aber auch Fragen auf. Klar ist: Beide Treibstoffschalter wurden kurz nach dem Start in die Stellung "Cutoff" gebracht. Indiens Behörden leiteten Sicherheitschecks bei Boeing-Jets ein, auch Lufthansa und andere Airlines reagierten.

Air India Boeing 787

Viele Diskussionen drehen sich nach dem Air-India-Absturz um die Treibstoffschalter

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Am 12. Juni stürzte eine Boeing 787-8 von Air India kurz nach dem Start in Ahmedabad in ein Wohngebiet. 260 Menschen kamen ums Leben, nur ein Passagier überlebte. Einen Monat später legte die indische Unfalluntersuchungsbehörde AAIB ihren vorläufigen Bericht vor – und der wirft neue Fragen auf.

Im Mittelpunkt: Zwei Treibstoffschalter, die wenige Sekunden nach dem Abheben fast gleichzeitig in die Stellung "Cutoff" gesetzt wurden. Die Folge: Beide Triebwerke verloren den Schub, die Maschine geriet ins Trudeln und schlug auf.

Technischer Fehler oder bewusste Handlung?

Die Schalter, zentral unter den Schubhebeln im Cockpit angebracht, sind durch eine mechanische Sperre gesichert. Laut Experten wie Heinrich Großbongardt lässt sich ein versehentliches Betätigen praktisch ausschließen. "Das kann nur absichtlich geschehen sein", sagte er dem Spiegel (Abo).

Auf dem Stimmenrekorder ist laut Bericht zu hören, wie ein Pilot den anderen fragt, warum er den Schalter umgelegt habe. Die Antwort: "Ich war es nicht." Für den Luftfahrtexperten ein mögliches Ablenkungsmanöver. Die zeitlich versetzte Betätigung – erst Schalter 1, dann Schalter 2 – sei ein starkes Indiz für ein bewusstes Handeln.

Piloten unter Druck, Gewerkschaften wehren sich

Beide Cockpitmitglieder galten als erfahren. Kapitän Sumeet Sabharwal hatte über 15.000 Flugstunden, First Officer Clive Kunder rund 3.400. Die indischen Pilotengewerkschaften halten Suizid-Spekulationen für "unverantwortlich" und fordern mehr Transparenz in den Ermittlungen.

Air India selbst betont, dass die Besatzung vor dem Flug alle Tests bestanden habe. Alkohol- oder Gesundheitsprobleme habe es nicht gegeben. Auch CEO Campbell Wilson meldete sich zu Wort. "Es überrascht nicht, dass der Bericht sowohl mehr Klarheit geschaffen als auch weitere Fragen aufgeworfen hat", schrieb Wilson in einer internen Mitteilung an Mitarbeiter, die die Agentur Bloomberg (Abo) veröffentlichte. Er betonte, dass der Bericht keine Hinweise auf mechanische oder wartungsbedingte Mängel am Flugzeug oder den Triebwerken enthalte und alle vorgeschriebenen Inspektionen ordnungsgemäß durchgeführt worden seien.

Reaktionen der Branche

Indiens Luftfahrtbehörde hat umgehend Inspektionen der Treibstoffschalter bei allen Boeing-Maschinen angeordnet. Auch Südkorea will nachziehen. Die Lufthansa Group prüfte nach eigenen Angaben vorsorglich ihre 787-Flotte – ohne Auffälligkeiten. Die mechanischen Sicherungen funktionierten einwandfrei.

Auch Etihad und Singapore Airlines leiteten Kontrollen ein. Der Verweis auf ein FAA-Bulletin aus dem Jahr 2018 – ein unverbindlicher Hinweis auf mögliche Schwachstellen in der Verriegelung – sorgt für zusätzliche Aufmerksamkeit.

Noch viele offene Fragen

Ob ein technisches Problem wirklich ausgeschlossen werden kann, bleibt unklar. Der Bericht spricht von "keinem Hinweis" auf ein Systemversagen. Auch Vogelschlag wurde ausgeschlossen. Doch entscheidende Antworten fehlen: Warum wurden die Schalter umgelegt? Wer hat es getan?

Die AAIB will den Fall weiter untersuchen. Bis ein Abschlussbericht vorliegt, dürften Wochen oder Monate vergehen. Klar ist: Der Absturz von Flug AI171 gehört zu den schwersten Luftfahrtkatastrophen in der Geschichte Indiens – und könnte weitreichende Folgen für Technik, Training und Sicherheitsstandards haben.

Christian Schmicke

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