TUI fordert politische Weichenstellungen
Mit Blick auf die neue Bundesregierung und anstehende EU-Reformen formuliert TUI in der aktuellen "Politik-Agenda" konkrete Erwartungen an die Politik. Der Tourismuskonzern sieht Handlungsbedarf in mehreren zentralen Bereichen – von Luftverkehr über Verbraucherschutz bis hin zu Grenzkontrollen.

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Der Airport Hannover sei der teuerste Standort unter 24 Sekundärflughäfen mit bis zu zehn Millionen Passagieren, klagt TUI unter Berufung auf Zahlen des DLR
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Im Fokus der jüngsten "Politik-Agenda" steht der Luftverkehr. Deutsche Flughäfen gelten laut TUI als zu teuer, insbesondere im Vergleich mit europäischen Wettbewerbern. Ein DLR-Gutachten nennt Hannover, immerhin Firmensitz von TUI und eine wichtige Basis für Tuifly, als teuersten Standort unter 24 Sekundärflughäfen mit bis zu zehn Millionen Passagieren. Die Folge: 20 Prozent weniger Passagiere als vor der Pandemie, während andere EU-Staaten Zuwächse verzeichnen.
TUI begrüßt die geplante Rücknahme der erhöhten Luftverkehrsteuer durch die Bundesregierung, sieht darin aber nur einen ersten Schritt. Die Steuer müsse, wie in Schweden, ganz entfallen, lautet die Forderung. Auch Gebühren für Flugsicherung und Luftsicherheit müssten sinken, so der Konzern. Nur dann könne Deutschland im internationalen Wettbewerb wieder aufholen.
Pauschalreise stärken, Zusatzbelastungen vermeiden
Die Bundesregierung plant eine Weiterentwicklung des Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF), dessen Finanzierung bislang vor allem Reiseveranstalter schultern. TUI fordert, die Beiträge deutlich zu senken. Auch auf EU-Ebene müsse eine Überregulierung bei der geplanten Reform der Pauschalreiserichtlinie verhindert werden. Ziel müsse sein, heimische Anbieter gegenüber globalen Plattformen nicht zu benachteiligen.
Seit über zehn Jahren wird über eine Reform der EU-Fluggastrechte-Verordnung diskutiert. TUI unterstützt den Vorschlag der EU-Kommission, eine verbindliche Liste "außerordentlicher Umstände" einzuführen. Diese sollen klare Ausnahmen definieren, etwa bei Unwettern oder medizinischen Notfällen.
Kritisch sieht der Konzern den geltenden Schwellenwert von drei Stunden Verspätung, ab dem eine Entschädigung fällig wird. Dieser Anreiz führe dazu, dass Flüge eher gestrichen als verspätet durchgeführt würden – zum Nachteil der Passagiere. TUI fordert eine Ausweitung auf fünf Stunden sowie eine "gerechtere Balance" zwischen Passagierrechten und wirtschaftlicher Realität.
Digitale Grenzkontrollen "mit Augenmaß" umsetzen
Die geplante Einführung des EU-Einreise-/Ausreisesystems (EES) im Oktober 2025 begrüßt der Konzern grundsätzlich. Er warnt aber vor überlangen Wartezeiten und fordert eine gestaffelte Einführung. Die biometrische Erfassung sollte in einer ersten Phase nicht während der Hauptreisezeiten erfolgen. Für sichere Partnerländer wie das Vereinigte Königreich seien Fingerabdrücke nicht notwendig, ein Passfoto reiche aus.
Zudem solle eine App zur Vorab-Registrierung bereitgestellt werden, um Prozesse an Flughäfen zu beschleunigen. Auch die frühzeitige Information der Airlines über Einführungstermine sei essenziell.
Kreuzfahrt: Europäische Werften sichern
TUI hebt die Bedeutung der Kreuzfahrtbranche für den europäischen Schiffbau hervor. Fast alle weltweit geplanten Neubauten bis 2036 sollen in Europa entstehen. Das sichere Zehntausende Arbeitsplätze und trage zur technologischen Souveränität bei. Der Konzern fordert, den Kreuzfahrtschiffbau industriepolitisch stärker zu würdigen und die maritime Wertschöpfungskette langfristig zu erhalten.
Christian Schmicke