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15. Juli 2025 | 07:00 Uhr
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Steigt Ryanair ins Veranstaltergeschäft ein?

40 Jahre nach dem Erstflug könnte Ryanair einen Strategiewechsel vollziehen. Branchenkenner Steve Endacott (Foto) rechnet damit, dass die Airline die Reiseveranstalter Loveholidays und On The Beach übernimmt, um sich Zugang zum lukrativen Pauschalreisemarkt zu sichern.

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Unternehmer und Investor Steve Endacott rechnet damit, dass Ryanair Veranstalter kaufen könnte

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Steve Endacott ist ein britischer Unternehmer und Investor mit einer langen Karriere in der Reisebranche und neueren Aktivitäten im Tech‑ und KI‑Bereich. Zunächst war er in leitenden Positionen, etwa als Deputy COO bei My Travel und Geschäftsführer bei der On Holiday Group tätig. Er gründete und verkaufte mehrere Unternehmen wie Holiday Taxis und Rock Insurance. Heute befindet sich Endacott im teilweisen Ruhestand, bleibt jedoch aktiv als Investor und Aufsichtsratsmitglied in diversen Start‑ups, vor allem in der Reise‑ und Mobilitätsbranche.

In einem Gastbeitrag für das Fachmagazin Travel Weekly, aber auch in seinem eigenen Blog, blickt Endacott auf die Zukunftsperspektiven des von 40 Jahren gegründeten Low-Cost-Carriers Ryanair. Er vermutet, dass Europas größter Billigflieger den Einstieg ins Veranstaltergeschäft plant – nicht durch Eigenentwicklung, sondern durch Zukäufe. Demnach könnte Ryanair sowohl den Veranstalter Loveholidays als auch das börsennotierte Unternehmen On The Beach übernehmen.

Paketreisegeschäft als Wachstumsfeld

Beide Unternehmen kommen zusammen auf rund sieben Millionen Kunden pro Jahr. Die Kosten für eine mögliche Übernahme schätzt Endacott auf rund eine Milliarde US-Dollar – weniger als der Preis von zehn Flugzeugen. Für Ryanair könnte der Einstieg in das Veranstaltergeschäft ein logischer Schritt sein. Bislang profitieren vor allem Konkurrenten wie Easyjet von eigenen Pauschalangeboten, mit denen sie unter anderem schwach ausgelastete Flüge besser vermarkten.

Ryanair hegte lange Zeit eine ablehnende Haltung gegenüber jeglichem Drittvertrieb. Noch Anfang 2024 versuchte die Airline, Buchungen über Online-Reisebüros durch Identitätsprüfungen zu unterbinden. Die Folge waren sinkende Auslastung und rückläufige Erträge. Daraufhin änderte die Airline ihren Kurs. Innerhalb weniger Monate einigte sich Ryanair mit großen britischen OTAs und stellte ihnen eine kostenfreie Schnittstelle zur Verfügung. Damit eroberte sie Marktanteile von easyJet und Jet2 zurück.

Kritik an verpasstem Zusatzgeschäft

Im Gegensatz zu Easyet hat Ryanair bislang keine eigene Pauschalreisemarke etabliert. Dabei nutzen Wettbewerber wie Easyjet Holidays ihre Webpräsenz gezielt, um Kunden für eigene Angebote zu gewinnen. Die Werbekosten blieben gering, da der Großteil des Traffics über Markensuchen generiert werde, schreibt Endacott.

Ein direkter Einstieg über eigene Technologie und Vertrieb würde für Ryanair zusätzliche Komplexität und Haftungsfragen mit sich bringen – etwa durch die Atol-Regelungen in Großbritannien, das Flugpauschalreisen absichert. Durch den Kauf etablierter Anbieter könnte das Unternehmen dagegen direkt auf bestehende Systeme und Kundenzugänge zugreifen. Laut Endacott wäre es zudem möglich, bis zu 70 Prozent der Flugleistungen bei den übernommenen Anbietern auf Ryanair umzulenken.

Bilanz nach 40 Jahren

Seit dem Erstflug 1985 mit einer 15-sitzigen Propellermaschine hat sich Ryanair zur größten Billigfluggesellschaft Europas entwickelt. Ein Meilenstein war die Umstrukturierung zur No-Frills-Airline unter Michael O’Leary Anfang der 1990er Jahre. Die konsequente Standardisierung, kurze Bodenzeiten und aggressive Preispolitik verschafften Ryanair einen erheblichen Kostenvorteil.

Doch auch das Modell des unbegrenzten Wachstums stößt an Grenzen. Erstmals macht sich 2025 ein Überangebot an Kapazitäten im Billigsegment bemerkbar. Die Kontrolle über das Pauschalreisegeschäft könnte Ryanair helfen, überschüssige Sitzplätze gezielt zu vermarkten und gleichzeitig neue Ertragsquellen zu erschließen.

Christian Schmicke

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