DRSF senkt Entgelt schrittweise auf 0,5 Prozent
Das Bundesjustizministerium (BMJV) hat grünes Licht für eine stufenweise Senkung der Entgelte auf den Pauschalreiseumsatz beim Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) gegeben. Zum 1. September soll das Entgelt zur Absicherung von Kundengeldern gegen Insolvenz auf 0,75 Prozent gesenkt werden; zum 1. November auf 0,5 Prozent.

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Seit längerem hatten Veranstalter eine Verringerung der Beiträge gefordert. TUI-Chef Sebastian Ebel erklärte im Mai, die Kasse beim DRSF sei "randvoll". Der Fonds müsse neue Entgelte aussetzen, um die sichere Pauschalreise im Preis-Wettbewerb mit Anbietern von anderen Reiseformen nicht zu benachteiligen. Auch Vertreter anderer großer Veranstalter äußerten sich in diesem Sinne.
So kommt es nun nicht, aber immerhin reduziert sich der Beitrag für den abzusichernden Pauschalreiseumsatz nun schrittweise um die Hälfte. Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), begrüßt die Entscheidung des BMJV: "Das ist ein wichtiges Signal für die Reisewirtschaft. Wir freuen uns, dass die Aufsichtsbehörde unseren Argumenten, die wir gemeinsam mit dem DRSF wiederholt und nachdrücklich vorgebracht haben, nun mit langem Vorlauf gefolgt ist und eine Entgeltsenkung auf 0,5 Prozent zugestimmt hat. Diese Absenkung bringt erste dringend benötigte Entlastungen für die Reiseveranstalter."
Weitere Reformen gefordert
Bei unverändert positiver Finanzlage des DRSF sollten aber zeitnah weitere Absenkungen erfolgen, mahnt der im Oktober scheidende DRV-Chef an. Ziel sei es, die finanziellen Mehrbelastungen der Pauschalreise weiter zu reduzieren und damit die Wettbewerbsnachteile gegenüber den individuell gebuchten Reiseleistungen abzusenken. Mit Blick auf die Herausforderungen der FTI-Insolvenz erklärt Fiebig, der DRSF habe sich "auch in schwierigen Zeiten als verlässliches Instrument bewährt". Das Vertrauen in die Absicherung der Pauschalreise bleibe "absolut gerechtfertigt".
Zugleich erwartet der DRV-Präsident, dessen Verband größter Gesellschafter des Fonds ist, nach eigener Aussage weitere Reformschritte: "Jetzt braucht der Fonds noch mehr Flexibilität – insbesondere bei den zu hinterlegenden Sicherheiten." Gemeinsam mit dem DRSF werde sich der DRV weiterhin für einen wettbewerbsneutralen Rahmen und damit für den Erhalt der Urlaubsvielfalt einsetzen.
ASR würdigt Fortschritte
Auch die Präsidentin des Mittelstandsverbandes ASR, Anke Budde, hat sich zu Wort gemeldet. "Die beschlossene Entgeltsenkung des Deutschen Reisesicherungsfonds ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung – insbesondere für die mittelständischen Reiseveranstalter, die das Rückgrat der deutschen Tourismuswirtschaft bilden", erklärt sie. Der ASR begrüße diese Maßnahme ausdrücklich und habe sich als Gesellschafter des DRSF aktiv dafür eingesetzt.
Nun gelte es, diese Entwicklung fortzuschreiben, so Budde, ähnlich wie Fiebig. Die mittelständischen Veranstalter bräuchten dauerhafte Planungssicherheit und faire Rahmenbedingungen. Eine weitere Entlastung der Unternehmen – auch durch zusätzliche Flexibilisierung der gesetzlichen Vorgaben – sei "notwendig und mittelfristig erreichbar".
"Nur ein erster Schritt"
Schärfer fällt erwartbarerweise der Kommentar von TUI-Chef Ebel zur Senkung der Entgelte aus. Die Absenkung der DRSF-Gebühren sei "richtig, sachgerecht und eine längst überfällige Entscheidung", erklärt er. Sie hätte früher stattfinden sollen und könne nur ein erster Schritt sein. Urlauber und touristische Veranstalter würden "viel zu lange mit zu hohen Kosten belastet". Die ursprünglichen Vorschläge der DRSF-Geschäftsführung hätten eine frühere und deutlich höhere Absenkung vorgesehen.
Die Vorschläge des DRSF habe TUI "in vielen Gesprächen in Berlin unterstützt" und auch starken Rückhalt in der Bundes- und Landespolitik für eine spürbare Entlastung von Urlaubern und Tourismus-Unternehmen erhalten. Der Wirtschaftssektor Tourismus brauche die Entlastung, um Investitionen in Deutschland wieder attraktiver zu machen. Ein Fond als "übervolle Spardose" schaffe keinen einzigen Arbeitsplatz, verhindere Investition und schaffe keinen Mehrwert für die Verbraucher in Deutschland, so Ebel.
Christoph Debus, CEO der Dertour Group, schreibt in einem Statement, die Senkung der DRSF-Entgelte sei nicht nur wirtschaftlich sinnvoll – sie unterstreiche auch die Stabilität des Fonds. Noch wichtiger sei, dass sie "ein klares Bekenntnis zur Pauschalreise" darstelle. Die Entlastung stärke "eine Reiseform, die wie keine andere für Schutz und Planbarkeit" stehe. Daher begrüße die Dertour Group den Schritt und hoffe auf weitere Entlastungen. "Dies kann erst der Anfang sein", so Debus.
Applaus vom VUSR
Auch Marija Linnhoff, Vorsitzende des Reisebüroverbandes VUSR und aktuell einzige Kandidatin für die Präsidentschaft im DRV, äußerte sich zu dem Thema. Der Beschluss zur Reduzierung der Entgelte für Veranstalter sei "ein herausragendes Ergebnis beharrlicher Gespräche, des Drucks und engagierter Mahnungen", schreibt sie. Außerdem hebt sie die Führung von TUI und Dertour Group und deren Engagement für die nunmehr erreichte Entgeltminderung hervor..
Christian Schmicke