Wie man zu den USA effektiver beraten kann
Jackie Ennis (Foto), seit sieben Jahren Vice President, Global Trade Development, Brand USA, der touristischen Marketing-Agentur der Vereinigten Staaten, gibt im Interview mit Counter vor9 deutschen Expedienten Tipps für die Beratung, vor allem für das kommende ereignisreiche Jahr.

David Keith
Jackie Ennis verantwortet als Vice President die Abteilung Global Trade Development bei Brand USA
Im kommenden Jahr feiern die USA ihren 250. Geburtstag. Welche Events können Reisende zu dem Ereignis erwarten?
Jackie Ennis: 2026 markiert nicht nur das 250-jährige Jubiläum der Vereinigten Staaten, sondern fällt auch mit weiteren Großereignissen zusammen, zum Beispiel mit der Fußball-Weltmeisterschaft oder dem 100. Geburtstag der legendären Route 66. Rund um das Jubiläum gibt es zahlreiche Veranstaltungen, insbesondere mit Bezug zur amerikanischen Geschichte und Kultur. Gerade Washington, D.C., und die Bundesstaaten im Osten, die eng mit der Gründungsgeschichte verbunden sind, bieten viele besondere Erlebnisse wie Führungen, Ausstellungen oder Festivals. Die USA verstehen es, Geschichte auf moderne und kreative Weise zu vermitteln – ob durch interaktive Museen, spezielle Touren oder Stadtfeste.
Im August startet Brand USA die neue Kampagne "America the Beautiful". Welche Themen werden gespielt?
Jackie Ennis: Einerseits das, was die Menschen erwarten, suchen und finden: die Vielfalt, spektakuläre Natur des Landes und riesige Weiten, von Nationalparks über Küstenlandschaften bis hin zu den Great Lakes. Aber es geht auch um Kleinstädte oder bislang eher wenig bekannte Regionen abseits der Metropolen und wie sie die Menschen prägen. Beispielsweise unterscheiden sich die Einwohner von Alaska komplett von denen Hawai‘is. Das wollen wir zeigen und immer neue Geschichten erzählen, damit die USA als Reiseziel lebendig bleiben. Die Kampagne bietet Reisenden authentische und persönliche Routen, etwa durch Roadtrips, um ein bereicherndes Erlebnis zu ermöglichen.
Wie relevant sind Reisende aus Deutschland für die USA?
Jackie Ennis: Deutschland gehört konstant zu unseren stärksten Übersee-Märkten und ist in Europa nach Großbritannien der zweitgrößte Markt. Mit fast zwei Millionen Besuchern ist Deutschland im Jahr 2024 drittgrößter Überseemarkt und liegt auch derzeit im ähnlichen Umfeld. Deutsche Gäste sind besonders reiseerfahren, bleiben oft länger und erkunden gerne auch weniger bekannte Gegenden. Sie interessieren sich für Kultur, Geschichte und Natur, und genau das finden sie in den USA in großer Vielfalt. Deutsche Reisende sind vielseitig interessiert, für sie ist ein klassischer Diner entlang der Route 66 eine eigene Destination. Darum bemühen wir uns auch sehr um den deutschen Markt, kooperieren mit Reiseveranstaltern, damit sie marktspezifische Angebote auflegen und die USA als spannendes Reiseziel vermarkten können.
Die Einreisen von Deutschen sind in den vergangenen Monaten um etwa zehn Prozent im Vorjahresvergleich gesunken. Mit welchen Argumenten können Expedienten diese im Beratungsgespräch wieder umdrehen?
Jackie Ennis: Für deutsche Reisende waren und sind die Vereinigten Staaten das beliebteste Fernreiseziel und tatsächlich bieten sie für jeden etwas. Für Reisebüros gibt es mehrere Ansatzpunkte, um die USA als Reiseziel zu vermitteln: Sicherheit schaffen, Fakten anführen und Gewissheit geben, dass sich die Einreiseverfahren nicht geändert haben. Auch die Kosten sind ein starkes Argument. Da der US-Dollar derzeit etwa 10 Prozent schwächer notiert ist als im Vorjahressommer, bietet eine Reise in die USA für Deutsche in diesem Jahr einen höheren Gegenwert. Hinzu kommen niedrigere Flugpreise im Sommer und Herbst.
Ist die Verunsicherung also eher gefühlt als real?
Jackie Ennis: Genau, wir müssen Vertrauen schaffen. Die Nachfrage ist da, das Angebot ist da, wir müssen nur stärker ins Gespräch kommen. Wir werden weiterhin positive Geschichten über die USA erzählen und die Gründe, dorthin zu reisen: von inspirierenden Reisemomenten, von der Gastfreundschaft vor Ort, von neuen Regionen, die entdeckt werden wollen. Wir tun vieles, um Reiseberater zu motivieren, an die USA zu denken. Durch unsere Beteiligung an einem europäischen Mega-Fam im Mai und auch durch den im September anstehenden Mega-Fam für die deutschsprachigen Märkte bringen wir unsere Wertschätzung für die Reisebürogemeinschaft zum Ausdruck. Wir wollen ihnen Sicherheit geben sowie Erfahrungen aus nächster Nähe ermöglichen, um die USA besser kennenzulernen und zu erleben. Wenn Reisebüros die dadurch gewonnene Begeisterung vermitteln, können sie viel bewegen.
Stellt das überarbeitete ESTA-Verfahren eine Verbesserung für den USA-Tourismus dar?
Jackie Ennis: Es macht den Prozess effizienter und benutzerfreundlicher. Außerdem gibt es jetzt auch eine mobile Passkontrolle, das kann die Einreise zusätzlich beschleunigen. Zwar dauert eine Bewilligung nun 72 Stunden, was spontane Last-Minute-Entscheidungen etwas schwieriger macht. Aber 72 Stunden sind wirklich keine große Hürde, man muss jetzt einfach ein bisschen mehr im Voraus planen.
Mehr über das vielseitige Reiseland erfahren Sie mit unserer Themenwoche USA auf Reise vor9 und auf Counter vor9: News, Hintergrund und Tipps für die Beratung im Reisebüro.