Iata kritisiert "grünen Betrug" durch die EU
Iata-Generaldirektor Willie Walsh (Foto) wirft der Politik vor, beim Ausbau nachhaltiger Flugkraftstoffe zu versagen. Besonders die EU gerät in die Kritik. Trotz ambitionierter Klimaziele gebe es keinen politischen Rahmen zur Förderung von SAF. Walsh spricht von einem "grünen Betrug" und warnt, dass die Branche ohne Unterstützung das für 2030 angestrebte Ziel nicht erreichen könne.

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Willie Walsh kritisiert die EU-Politik in der Luftfahrt scharf scharf
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Mit scharfen Worten kritisierte Walsh auf der Jahrestagung der Luftfahrtorganisation in Indien die Klimapolitik im Luftverkehr. Die Europäische Union, so Walsh, täusche die Öffentlichkeit mit ambitionierten Vorgaben, ohne die nötigen Voraussetzungen zu schaffen. Die Umsetzung der Klimaziele werde blockiert, weil es an staatlicher Unterstützung für nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) fehle.
Nach Auffassung der Iata sind SAF derzeit der einzige verfügbare Weg, um die Emissionen im Luftverkehr nennenswert zu senken. Trotzdem hätten sich Politik und Regierungen weitgehend aus der Verantwortung gezogen. Walsh erinnerte daran, dass von Beginn an klar gewesen sei, wie schwer die Umstellung ohne staatliche Förderung werde. Die Regierungen hätten bis heute keinen Rahmen geschaffen, um die Ziele für 2030 zu erreichen.
Industrie zieht sich zurück
Als direkte Folge sieht Walsh die sinkende Investitionsbereitschaft großer Anbieter. Konzerne wie Shell oder BP hätten ihre Investitionen in SAF bereits reduziert. Gleichzeitig müssten Fluggesellschaften bis zu doppelt so viel für nachhaltige Treibstoffe zahlen wie für herkömmliches Kerosin. Das sei ein Skandal, so der Iata-Chef. Die aktuelle Situation verhindere einen wirtschaftlich tragfähigen Markt.
Besonders deutlich wurde Walsh mit Blick auf die Europäische Union. Diese schreibt den Airlines vor, bis 2030 mindestens zwei Prozent des eingesetzten Treibstoffs durch SAF zu ersetzen. Iata bezweifelt, dass dieses Ziel ohne flankierende Maßnahmen erreichbar ist. Walsh nennt diese Politik "den größten grünen Betrug Europas".
Klimaziel 2030 kaum erreichbar
Die Iata geht davon aus, dass selbst das moderate Klimaziel der Branche für 2030 – eine Reduktion der CO2-Emissionen um fünf Prozent – voraussichtlich verfehlt wird. Ohne verlässliche Förderung von SAF und ohne klare industriepolitische Impulse sei das Ziel nicht mehr realistisch. Walsh fordert daher ein Umdenken auf politischer Ebene: "Wenn man ernsthaft eine Transformation will, muss man auch den Rahmen dafür schaffen."
Der Verband warnt davor, die Verantwortung allein auf die Airlines abzuwälzen. Ohne planbare Marktbedingungen drohten Wettbewerbsnachteile, steigende Kosten für Passagiere und Verzögerungen bei der Emissionsreduktion.
Christian Schmicke