Hitzige Debatte um Frankreichs Fluglotsenstreik
Der Streik französischer Fluglotsen hat am Donnerstag und Freitag zu massiven Einschränkungen im europäischen Luftverkehr geführt. Insgesamt fielen über 1.000 Flüge aus, auch Überflüge waren betroffen. Hintergrund ist ein Konflikt zwischen Lotsengewerkschaft und Flugsicherung. Airlines und Politiker reagieren mit scharfer Kritik – vor allem wegen des Zeitpunkts zum Ferienbeginn.

iStock/Astrid860
Der Streik französischer Fluglotsen hat den Verkehr zum Ferienbeginn massiv beeinträchtigt
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Der zweitägige Streik französischer Fluglotsen hat den Luftverkehr in Europa massiv beeinträchtigt. Nach Angaben der Behörden wurden allein in Frankreich rund 1.000 Flüge gestrichen, darunter auch zahlreiche Verbindungen aus dem Ausland, die den französischen Luftraum lediglich überqueren wollten. Besonders betroffen waren die Flughäfen Paris-Charles-de-Gaulle und Orly, an denen 40 Prozent der Flüge ausfielen.
Bereits am Donnerstag waren infolge des Ausstands rund 930 Flüge annulliert worden. Die Fluggesellschaft Air France betonte, dass ihre Langstreckenverbindungen nicht betroffen gewesen seien.
Konflikt um Reform und Arbeitsbedingungen
Auslöser des Streiks ist ein eskalierender Konflikt zwischen der französischen Flugsicherung DSNA und der Gewerkschaft UNSA-ICNA, die die Interessen der Fluglotsen vertritt. Die Gewerkschaft wirft der DSNA ein "toxisches Management" vor und kritisiert eine autoritäre Führungskultur, die das Fachwissen der Fluglotsen ignoriere. Warnungen vor Unterbesetzung würden übergangen, veraltete Technik komme zum Einsatz und es würden neue "Überwachungssysteme" eingeführt, die der Sicherheit nicht zuträglich seien.
Konkret richtet sich der Protest auch gegen eine Reform, die eine strengere Überwachung der Arbeitszeit vorsieht. Die Maßnahme war nach einem Beinahe-Zusammenstoß zweier Maschinen über Bordeaux Ende 2022 eingeführt worden. Eine Untersuchung machte damals organisatorische Mängel in der Flugsicherung verantwortlich. Nach offiziellen Angaben beteiligten sich 26 Prozent der Fluglotsen an dem aktuellen Streik.
Scharfe Reaktionen aus Politik und Branche
Die Protestaktion trifft Frankreich und Europa ausgerechnet zum Auftakt der Sommerferien. Entsprechend deutlich fiel die Kritik von politischer Seite aus. Verkehrsminister Philippe Tabarot nannte den Ausstand nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP "inakzeptabel" und verwies auf den überproportionalen Einfluss einer kleinen Gruppe: "272 Menschen bestimmen über das Wohlergehen von über einer halben Million". Premierminister François Bayrou sprach gar davon, dass die Fluglotsen "die Franzosen in Geiselhaft" nähmen.
Auch in der Luftfahrtbranche ist die Empörung groß. Der europäische Airline-Verband Airlines for Europe (A4E) verurteilte den Streik als "inakzeptabel" und forderte politische Konsequenzen. Allein am Donnerstag seien über 8.000 Stunden Verspätung zusammengekommen. Insgesamt seien mehr als 1.500 Flüge mit rund 300.000 Passagieren betroffen gewesen. Die kurzfristige Ankündigung habe zudem hunderte Last-Minute-Streichungen erzwungen.
Forderungen an EU und Mitgliedstaaten
Die A4E forderte ein entschlosseneres Vorgehen der EU-Staaten gegen wiederholte Streiks in der Flugsicherung. Konkret verlangt der Verband unter anderem verpflichtende Schlichtungsverfahren vor Streikaufrufen, eine Vorankündigung von 21 Tagen sowie den Schutz von Überflügen bei Arbeitskämpfen.
Die EU-Kommission hatte bereits mehrfach auf die Probleme im europäischen Luftraum hingewiesen. Besonders Frankreich gilt in Brüssel als Schwachstelle. Im Juni 2025 hatten sich ATC-bedingte Verspätungen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.
Ob der jüngste Ausstand weitere Proteste nach sich zieht, ist offen. Die Gewerkschaft hat bislang keine neuen Streiks angekündigt – der Konflikt bleibt jedoch ungelöst.
Christian Schmicke