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18. Juli 2025 | 16:43 Uhr
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Kreuzfahrtschiffe sichern Kapazitäten zur Weltklimakonferenz

Brasilien greift zur maritimen Lösung: Weil zur Weltklimakonferenz COP30 im November in Belém bis zu 50.000 Gäste erwartet werden, sichern zwei Kreuzfahrtschiffe rund 6.000 Betten. Die MSC Seaview und Costa Diadema liegen während der Konferenz im Hafen. Für Delegierte aus ärmeren Ländern gilt ein Preisdeckel.

Brasilien Belem

Die Stadt Belém ist im November Austragungsort der Weltklimnakonferenz

Belém, Tor zum Amazonas und Gastgeber der COP30, hat ein Problem: Es kommen mehr Gäste, als Betten da sind. Die brasilianische Regierung hat deshalb kurzerhand zwei Kreuzfahrtschiffe gechartert, um die Lücke zu schließen. Die MSC Seaview und die Costa Diadema sollen im November als Hotelschiffe im Hafen von Outeiro dienen – fest vertäut, aber mit vollem Service.

Kabinen statt Konferenzräume

Etwa 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen auf den beiden Schiffen unterkommen können. Das ist auch nötig: Zur Weltklimakonferenz vom 10. bis 21. November werden rund 50.000 Gäste aus fast 200 Staaten erwartet. Neben UN-Delegationen reisen NGOs, Aktivisten und Staatschefs an – alle mit Anspruch auf eine Unterkunft, die idealerweise nicht zu weit vom Veranstaltungsort entfernt liegen soll.

Damit auch Delegationen aus einkommensschwachen Ländern nicht leer ausgehen, wurde ein Preisdeckel eingeführt. Für die 98 ärmsten Insel- und Entwicklungsländer liegt der Übernachtungspreis bei maximal 220 US-Dollar. Andere Staaten dürfen in einer zweiten Buchungsrunde mit bis zu 600 Dollar pro Nacht rechnen – auch das ist für die Lage mit Flussblick ein eher moderater Tarif, gemessen am globalen Gipfelstandard.

Logistische Mammutaufgabe

Die Organisation liegt in den Händen der brasilianischen Tourismusagentur Embratur, die den Veranstalter Qualitours mit dem Schiffseinsatz beauftragte. Parallel wird das Hafenterminal in Outeiro ausgebaut, inklusive Brücke für einen zügigen Transfer zum Konferenzgelände. Das Ganze solle nicht nur kurzfristig Abhilfe schaffen, sondern auch der Region langfristig nützen – sagt jedenfalls die Regierung.

Die beiden Kreuzfahrtriesen sind nur ein Teil der brasilianischen Unterbringungsstrategie. Geplant sind auch neue Hotels, Ferienwohnungen, temporäre Unterkünfte und sogar umgebaute Schulen. Aktuell stehen rund 36.000 Betten zur Verfügung, bis November sollen es 50.000 sein. Selbst für Klimagipfel-Verhältnisse ein ehrgeiziges Ziel.

Ironie inbegriffen

Zwei Kreuzfahrtschiffe als Symbol nachhaltiger Konferenzlogistik? Die Ironie ist nicht ganz zu übersehen. Doch den Organisatoren geht es vor allem um Praktikabilität. Bleibt zu hoffen, dass die Schiffe den Akteuren das Gefühl vermitteln, dass wir beim Thema Klimapolitik alle in einem Boot sitzen. Und dass sich bis zum Konferenzbeginn vielleicht noch jemand dem Thema Landstrom widmet, um dicke Luft zu vermeiden.

Christian Schmicke

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