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15. Juli 2025 | 12:59 Uhr
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Mailen

Die teure Liebe der Italiener zu ihren Strandbädern

Andere Länder, andere Sitten: Selbst Mondpreise für Liegen und Sonnenschirme halten die Italiener offenbar nicht, davon ab, in Scharen die Strandbäder im eigenen Land aufzusuchen. Doch angesichts massiv gestiegener Tarife regt sich nun Widerstand von Verbraucherschützern.

Italien Camogli

Impressionen vom Strand der 5.000-Seelen-Gemeinde Camogli bei Genua im Juni

Während in Deutschland nur an einer vergleichsweise überschaubaren Zahl von Stränden zwingend Eintrittspreise erhoben werden, ist das in Italien seit Jahrzehnten vielerorts gelebte Praxis. Zwar sind auch hierzulande etwa Strandkörbe kostenpflichtig, doch kann, wer will, diese Zusatzkosten meist umgehen.

Beim Badeurlaub in Italien stellt sich das vielerorts anders dar. Da wird die Urlaubskasse nicht nur für Unterkunft und Verpflegung geplündert, sondern auch für den Aufenthalt in den Strandbädern. Umso erstaunlicher ist, dass dies der Popularität des Badeurlaubs bei der Bevölkerung keinen Abbruch tut. Rund 30 Millionen Italiener planen nach Angaben des Südtiroler Portals Stol einen Sommer am Meer, dazu kommen unzählige Gäste aus dem Ausland. Wer sich am Strand eine Liege mit Sonnenschirm sichern will, muss dafür indes immer tiefer in die Tasche greifen.

Die Preise in den sogenannten "Stabilimenti balneari" – den bewirtschafteten Strandabschnitten – sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Kostete das Basispaket aus zwei Liegen und einem Sonnenschirm vor der Pandemie noch weniger als zehn Euro pro Tag, sind heute Tagespreise von 30 bis 40 Euro üblich. In beliebten oder exklusiven Badeorten liege der Preis sogar bei bis zu 100 Euro, heißt es.

Deutliche Preisunterschiede zwischen den Orten

Laut einer Erhebung der italienischen Verbraucherorganisation Altroconsumo, die 213 Strandbäder in elf Küstenorten untersuchte, liegt der durchschnittliche Preis für einen Strandplatz (zwei Liegen plus Schirm) in der Woche vom 3. bis 9. August bei rund 212 Euro. Das entspricht einem Anstieg von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr – und einem Gesamtanstieg von 17 Prozent seit 2021.

Besonders tief in die Tasche greifen müssen Urlauber demnach in Alassio an der ligurischen Riviera. Dort liegt der Wochenpreis in den vorderen vier Reihen bei durchschnittlich 340 Euro, in der ersten Reihe sogar bei 354 Euro. Auch Alghero auf Sardinien (251 Euro) und Viareggio in der Toskana (217 Euro) gehören zu den teureren Badeorten. Am günstigsten ist der Adria-Klassiker Rimini, wo der Wochentarif im Schnitt bei 150 Euro liegt.

Zusätzliche Kosten belasten Urlaubsbudget

Doch es bleibt nicht bei Schirm und Liege. Wer duschen, sich umziehen oder die Toilette benutzen will, zahlt extra. Gleiches gilt für den Zugang zu Spielgeräten oder einem Kühlschrank. Laut Altroconsumo summieren sich die Nebenkosten leicht auf bis zu 55 Euro – pro Tag.

Da liegt der Gedanke an den freien Strand nahe. Aber auch der wird zunehmend zur Mangelware. Ein zentrales Problem sei die langjährige Praxis der automatischen Verlängerung von Strandkonzessionen, kritisiert Altroconsumo. Diese schränke den Wettbewerb ein und mache es schwer, öffentliche Strände für alle zugänglich zu halten. Der Konsumentenschutzverband hat deshalb eine Petition für eine Reform des Systems gestartet, die bislang rund 8.000 Unterstützer gefunden hat.

Ziel sei es, neue Strandkonzessionen künftig nur noch per öffentlicher Ausschreibung zu vergeben. Dabei sollen Kriterien wie Qualität, Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Nutzen berücksichtigt werden. Nur so könne langfristig ein fairer Zugang zu den Stränden gesichert werden – unabhängig vom Geldbeutel der Urlauber.

Christian Schmicke

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